Der Sonnenflüsterer ein "Steckbrief"

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Der Sonnenflüsterer ein "Steckbrief"

Beitragvon admin » Sa 7. Mär 2015, 11:59

Quelle Bürstädter Zeitung / Lokales / Bürstadt hat geschrieben:
Bürstadt 07.03.2015
Der Sonnenflüsterer
Von Frank Gumbel (Bürstädter Zeitung)

PORTRÄT : Erhard Renz ist nicht nur ein engagierter Energiefachmann

BÜRSTADT - Er hat sich bundesweit in der Solarenergie einen Namen gemacht und den Deutschen Solarpreis sowohl 2013 für sein persönliches Engagement als auch 2014 als Energieblogger in der Kategorie „Medien“ erhalten. Den Umweltpreis der Stadt Bürstadt bekam er 2004 und den Landesehrenbrief 2005. Es gibt aber auch eine andere Seite in seinem Leben, so ist er beispielsweise ein Fastnachter. Aber vor allem ist er ein „Original-Bäschdädder“: Erhard Renz.

In der Brentanostraße wurde er 1954 geboren und zählt damit – wie er selbst behauptet – zu einem guten Jahrgang. Sein Vater Philipp war gelernter Zimmermann und als Arbeiter bei verschiedenen Baufirmen tätig. Renz erinnert sich an den Papa: „Er hat in den Rodstücken bei jedem zweiten Haus die Treppen gemacht. Sonntags saß er immer da und hat dazu die Pläne gezeichnet.“ Während sein Vater schon länger tot ist, verstarb seine Mutter Katharina, geborene Fettel, erst im letzten Jahr. Die Schwester Karin ist die Gattin von Joachim Huy, einem weiteren „Original-Bäschdädder“, den wir in dieser Serie schon vorgestellt haben. Da sie Jahrgang 1966 ist, hatten die beiden Geschwister keine gemeinsame Kindheit. Als sie vier Jahre war, ging der Bruder bereits in die Lehre. 1960 kam Erhard Renz in die Nibelungenschule und wurde von Lehrer Hartmann aus Bobstadt unterrichtet. Später in der Albert-Schweitzer-Schule waren die Herren Seehaus und Kirsch aus Groß-Rohrheim für ihn zuständig. Er lacht, als er sagt: „Ich habe mich für Fremdsprachen überhaupt nicht interessiert und war eher der Klassenclown, der ganz allein in der letzten Bank saß – mit Abstand zu den anderen.“ Für seine Eltern war die Mittlere Reife, mit der er abschloss, allerdings schon „ein Riesending“, weiß er zu berichten. Für sie war auch dann klar, dass der Junior „aufs Büro geht“ – und zwar zu Daimler-Benz nach Mannheim. Erhard Renz selbst wusste, dass die Tätigkeit, die sein Vater „auf dem Bau“ ausübte, kein Beruf für ihn war. Wohl hatte er ihm in den Schulferien immer wieder einmal geholfen und sich dadurch zum Beispiel ein Fahrrad oder ein Tonband finanziert. Aber Renz sagt: „Es war nicht mein Ding, ich wollte mein Geld leichter verdienen.“ So landete er am 1. September 1970 beim Benz in Mannheim und erinnert sich an seinen ersten Tag dort: „Meine Eltern sind mit mir vom Bahnhof aus bis zum Werk mitgelaufen.“ Es irritierte ihn etwas, dass alle anderen Jungs, die an diesem Tag mit ihm dort begannen, auf dem Weg zur Arbeit Schuhkartons trugen. Bis er merkte, dass darin Sicherheitsschuhe waren, die er nicht brauchte, weil er eine Lehre als Industriekaufmann begann. Nach Abschluss der Ausbildung Anfang 1973 wurde der junge Mann zwar von der Firma übernommen, aber er musste in das Werk nach Wörth. Im Lkw-Bau war er bei der Rechnungsprüfung tätig. 1974 rief die Bundeswehr und er war als Funker in Frankenberg an der Eder eingesetzt. Seine Aussage zu dem Einsatz beschreibt ein Stück den Erhard Renz, wie ihn seine Freunde damals kannten: „Der Bund war überhaupt nicht mein Ding, aber ich war zu faul zum Verweigern.“ Mit seiner heutigen politischen Einstellung würde er aber keinen Wehrdienst mehr leisten.

Beim Benz kam er nach Rückkehr zunächst wieder nach Wörth und ließ sich 1979 nach Mannheim versetzen, da er inzwischen im Jahre 1978 geheiratet hatte. Renz wollte näher bei Bürstadt arbeiten. Aus der inzwischen geschiedenen Ehe mit Virtudes Hidalgo-Fernandez stammen die beiden Kinder Michael (1982) und Cristina (1986). Die Tochter arbeitet in Frankfurt im Maintower als Köchin, der Sohn ist für die SAP in Shanghai im Softwarebereich tätig. 1991 entstand sein Wohnhaus in der Gutenbergstraße, das er unter ökologischen Gesichtspunkten erstellen ließ. 2014 hat Erhard Renz wieder geheiratet und in Silke Birgit eine neue Liebe gefunden.

Der „Original-Bäschdädder“ begann Anfang der 80er Jahre bei seinem Unternehmen Führungsaufgaben zu übernehmen. Er war im Kalkulations- und Rechnungswesen tätig, und als 1986 die ersten Computer installiert wurden, war Renz in der Datenverarbeitung beschäftigt. Bis in das Jahr 2007 wurde der Solarfachmann mit allen möglichen Neuentwicklungen konfrontiert, die das Mannheimer Werk von Daimler-Benz einführte. Als eine Rationalisierungswelle bei dem Unternehmen einsetzte, ließ Renz sich eine Abfindung auszahlen und ist nunmehr seit acht Jahren zu Hause. „Ich habe das damalige Angebot wahrgenommen, um in der Solarbranche selbständig weiterzuarbeiten“, sagt er. Fünf Jahre war er dann für die Firma Ralos in Michelstadt und ein Jahr bei Juwi in Wörrstadt tätig.

Seit bald 30 Jahren macht sich Renz mittlerweile für Erneuerbare Energien stark. Auslöser war die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986, durch die er sich für die regionale Energiewende in Bürgerhand einsetzte. Die damals größte Photovoltaikanlage der Welt ist 2005 unter der Regie von Renz auf dem Dach der Bürstädter Logistikfirma TTS – heute FIEGE – entstanden. Seine ersten Solar-Anlagen hat er bei sich zu Hause erstellt und auf dem Dach des Bürstädter Pfadfinderheimes.

1995 wurde Renz in der Windenergie aktiv und kam auch zur Politik. Für die „Bürger für Bürstadt“ (BfB) war er zwei Wahlperioden in der Stadtverordnetenversammlung. Sein Ausscheiden erklärt er so: „Ich habe gemerkt, dass ich mit meinen Ansichten nicht mehrheitsfähig bin. Meine Oppositionsarbeit hat damals niemanden interessiert.“ Heute arbeitet er wieder bei der „Grünen-Fraktion“ mit, die bei der letzten Kommunalwahl 2011 stolze 19 Prozent erhielt. Renz sagt, er wolle rechtsgerichtete Gruppen verhindern und betont: „Meine Themen sind hauptsächlich diese: Gegen Atom und gegen Rechts.“ Die Partei vertritt er im Ausschuss für Umwelt- und Stadtentwicklung sowie im Haupt- und Finanzausschuss.

In zahlreichen Vorträgen informiert und begeistert Renz Bürger für Photovoltaik, Windkraft und entsprechende Bürgerbeteiligung. Als „Sonnenflüsterer“ betreibt er einen Blog, der bereits mehr als 1 400 Artikel umfasst. Mit dem durch die Presse entstandenen Namen kann Renz „sehr gut leben“, wie er sagt. Er wehrt sich aber gegen den Titel „Solarpapst“, der dem vor wenigen Jahren verstorbenen Politiker der SPD, Hermann Scheer, zugestanden habe. Renz setzt sich mit viel Herzblut für die dezentrale Energiewende ein. Momentan ist er auch beim Rückbau des Atomkraftwerkes in Biblis bei einer Bürger-Initiative engagiert. Ihm ist wichtig, dass „im Rahmen des Abbaus nichts passiert“, sagt er. Der engagierte „Grüne“ organisiert zudem „Goggle-Maps“ für Demonstrationen von Bürgern gegen die Atomenergie oder gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21.

Der „andere“ Erhard Renz war mit seiner damaligen Frau Virtudes 1979 das Bürstädter Fastnachtsprinzenpaar. Er war früher beim Spiel- und Kulturkreis (SKK 50) in der Bütt, hat jahrelang in der von Karl- Heinz Durrer betriebenen „Stadtschänke“ den „Kerwekranz“ aufgehängt und hat im Jahre 1978 den Bürstädter Fastnachtsclub (BFC) mitgegründet. 2011 ist er den „Sackschdoahoggern“ als Büttenredner beigetreten. Das geschah als Dank an seine Schwester, die ihn während eines Krankenhausaufenthaltes betreut hatte. Bei den Sitzungen der Karnevalisten tritt er als „Sackschdoahogger“ auf und beleuchtet die Geschehnisse in Lampertheim und Bürstadt. Auch beim VfR war er viele Jahre in verschiedenen Funktionen tätig und zwar vom Platzkassierer bis zum Vorstand. Als aber der Verein sein Stadion an die Stadt verkaufte, trat Erhard Renz aus dem Fußballclub aus. Ja, so ist er eben, unser heutiger „Original-Bäschdädder“.
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