Strom gegen Vorkasse ? Prepaid-Strom ?

Sparappelle reine PR - oder was hilft tatsächlich ?

Strom gegen Vorkasse ? Prepaid-Strom ?

Beitragvon admin » Di 20. Mai 2014, 14:03

Gestern (2014.05.19) beim „MPS Energie Gespräch Mannheim - Energiewende sozial gestalten!“ wurde das Thema „Strom“ (aka. Elektrizität) für alle oder eben nur, wer über ein entsprechendes Einkommen verfügt, diskutiert. Was könnte getan werden um Menschen die von Sozialhilfe abhängig (selbstverständlich auch alle anderen) die von den steigenden Strompreisen betroffen sind „getan“ werden ?

Da ist zum einen ein „politischer Ansatz“, Strom als unverzichtbaren Teil des Lebens genauso anzuerkennen, wie das Recht auf „Informationsfreiheit“
GG Artikel 5 „(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“


„... aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ = „Rezipientenfreiheit“

Zu moderner Kommunikation gehören nicht erst seit Heute, Radio, Fernsehen und nun auch das Internet. Ohne Strom – verfügbare Elektrizität – geht da eigentlich nichts.

Amnesty International – Themengruppe Meinungsfreiheit meint dazu :

„Grundrechtlich geschützt ist der gesamte Prozess des Sich-Informierens von der Entgegennahme der Information bis hin zur aktiven Beschaffung der Information einschließlich ihrer Aufbereitung und Speicherung. Durch die Information geschützt sind dadurch auch der Kauf und Betrieb von Radio- und Fernsehgeräten, das Kopieren von Daten und das Aufnehmen auf Videos.“


Selbst wer kein Fach-frau/mann ist, wird feststellen „ der gesamte Prozess des Sich-Informierens“ ist also Teil eines Grundrechts. Der Aspekt, das dies ohne einen permanenten Zugang zu Elektrizität eher nicht möglich ist, wird nur dem klar, der keine Elektrizität zur Verfügung hat. Möglicherweise dürfte also schon aus diesem Grund der „gewaltsame Entzug“ Strom aus öffentlichen Netzen mindestens verfassungsrechtlich problematisch sein.

Die praktische Frage, wie verhindere ich selbst, als davon eventuell Betroffene(r) erzwungene Abschaltungen ? Wenn schon keine (mir bekannten) Reglungen darüber bestehen was „verfügbar“ bedeuten könnte, so lässt es sich sicher durch entsprechendes Verhalten beeinflussen, wann und wie intensiv jemand diese kostenpflichtige Versorgung nutzt.

Neben der Nutzung im nur beispielhaft dargestellten Bereich „Information“ erfüllt elektrischer Strom eine Reihe von wichtigen Aufgaben in der täglichen Lebensgestaltung. Nahezu alle Bereiche (Nahrungszubereitung, Nahrungslagerung, Reinigung und und) sind davon betroffen.

Bleibt die Frage was ist „zumutbar“ - wo könnte die untere Grenze „wie viele kWh“ stehen z.B. einem sog. „Harz4 Empfänger“ oder anderen Personengruppen maximal zu ?

ein ZITAT :
„Hier ist zu unterscheiden zwischen Heizkosten und sonstigen Mietnebenkosten, wie Warmwasser, Strom usw. Die Kosten für Strom, Warmwasser oder Gas zum Kochen werden nicht übernommen und sind demnach aus der Regelleistung zu bestreiten.

Übernommen werden jedoch angemessene Heizungskosten. In den Fällen, in denen Warmwasser nicht über einen elektrischen Boiler, sondern über die Heizungsanlage erzeugt wird, sind die Kosten hierfür von der Summe der Kosten für Heizung abzuziehen und vom Leistungsempfänger aus der Regelleistung zu begleichen.

Üblich ist hier je nach Ort ein Abzug in Höhe von bis zu 18 % von den Heizungskosten. Einige Träger legen hierbei auch einen Festbetrag pro m² Wohnfläche fest.“

Weiter :
„Mehrbedarf: Kosten für Warmwasser

In Fällen, in denen der Leistungsbezieher eine Technik zur lokale Warmwasseraufbereitung wie beispielsweise Durchlauferhitzer oder Warmwasserboiler nutzt werden die hierfür anfallenden Kosten ab dem Jahr 2011 in Form eines pauschalen Mehrbedarfszuschlag vom Leistungsträger übernommen.“


Unabhängig ob das alles so gerechtfertigt ist, ob „Politik“ Änderungen vornimmt, es könnte nicht ganz abwegig sein dem Betroffenen ein gewisses Maß an „Mitarbeit“ abzuverlangen. Darauf möchte ich im nächsten Beitrag näher eingehen.
Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum
Benutzeravatar
admin
Site Admin
 
Beiträge: 432
Bilder: 73
Registriert: Fr 7. Dez 2012, 21:10

Was ist bekannt ? Was muss dazu gelernt werden ?

Beitragvon admin » Di 20. Mai 2014, 15:17

Jemand – also eigentlich jeder – der entweder aus „freien Stücken“ oder durch die „Verhältnisse“ gezwungen ist – „sparsam“ zu sein, muss möglichst umfassend, über das Gebiet um das es sich da handelt „kennenlernen“, Wissen erwerben und dann anwenden. Einige Punkte dieser Liste mögen „trivial“ - und als „selbstverständlich“ angesehen werden. Leider zeigt sich nur allzu schnell, hier herrscht ein „gerütteltes Maß“ an Unwissen.

Nun wer alle folgenden Punkte ohne irgendwelche Probleme beantworten kann, weiß bereits „alles Notwendige“, alle anderen werden jene milder beurteilen, die (noch) weniger wissen als sie selbst. (Hoffentlich) klar es geht um „Strom“

  1. wo genau befindet sich „mein Stromzähler“ ?
    .
  2. wie lautet die Nummer meines Stromzählers (oder „Nummern“ falls jemand mehrere Zähler haben sollte) ?
    .
  3. zählt „mein Zähler“ einen oder zwei unterschiedliche Tarife ?
    .
  4. wo auf meiner letzten Stromrechnung finde ich den (die) Zählerstand (Zählerstände) ?
    .
  5. wie lautet der gegenwärtige Zählerstand in vollen kWh (Kilowattstunden) ?
    .
  6. habe ich eine Vorauszahlung zu leisten ?
    .
  7. in welchen Intervallen (monatlich, alle zwei Monate, vierteljährlich – was auch immer ) ?
    .
  8. wie hoch (wie viel €uro) ist meine Vorauszahlung
    .
  9. wie viel €uro sind das jährlich ?
    .
  10. wie hoch ist meine monatliche Grundgebühr ?
    .
  11. was kostet eine kWh nach meinem derzeitigen Vertrag ? (oder mehrere, falls zutreffend) ?
    .
  12. hier muss leider gerechnet werden – wie viele kWh sind mit den Vorauszahlungen bereits abgegolten ?
    .
  13. wenn das bekannt (errechnet ist), wie viel kWh sind das durchschnittlich für jeden Monat ?
    .
    Nachdem das (hoffentlich) geklärt ist, gleich noch ein paar „Fangfragen“ :
    .
  14. welche elektrischen Geräte sind dauerhaft „am Netz“ und schalten sich selbst „ein und aus“ ?
    .
  15. welche Geräte werden nur „gelegentlich“ von mir oder anderen ein- und ausgeschaltet ?
    .
  16. weiß ich welche davon wahre Stromfresser sein können ?
    .
  17. was wird ständig in „Standby“ betrieben ?
    .
  18. wie viel kWh habe ich in den letzten 24 h „verbraucht“ ???
    .
  19. welche Geräte waren dabei „in Aktion“ ?
    .
  20. wie teuer waren diese „letzten“ 24h ?
    .
    Nachdem alles beantwortet wurde – entsprechende Listen erstellt wurden :roll: was denn noch ??? :
    .
  21. jeden Monat, jede Woche – womöglich täglich Zählerstände notieren – ganz nach Geldbeutel !!!
    .
  22. das eigene Verhalten kontrollieren – das der Mitbewohner (das mach leider sehr, sehr unbeliebt ! :shock: )
    .
  23. Gipfel der Zumutung - das Verhalten ALLER an die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel anpassen

Wer sich die Liste genau ansieht, erkennt schnell die Tendenz – erster Schritt zu Verbesserung ist die Erkenntnis, das Wissen was passiert da überhaupt. Was kommt da einfach „über mich“ und für was bin ausschließlich ich selbst verantwortlich.

Statt „paternalistischer“ Fürsorge durch „Stiefvater Staat“ erst mal nachsehen wo ich selbst noch regulieren kann und wo nicht. Jeder der etwas anderes fordert sollte das auch nachvollziehbar begründen können.
Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum
Benutzeravatar
admin
Site Admin
 
Beiträge: 432
Bilder: 73
Registriert: Fr 7. Dez 2012, 21:10

Welche Methoden gibt es zur „Selbstkontrolle“ ?

Beitragvon admin » Di 20. Mai 2014, 16:55

Eigentlich müsste hier erst die Frage kommen, „welcher Tarif könnte günstiger sein ? „ Hilft eventuell ein Wechsel meines „Strom-Providers ? Dazu gibt es jede Menge Fragen und gewiss sind in vielen Fällen der / die Betroffenen ohne fremde Hilfe nicht wirklich in der Lage sich alleine zurechtzufinden. Ein extra Thema wird das wohl werden müssen...

Doch gibt es von „meinem EVU (Elektrizitätsversorgungsunternehmen) also dort wo ich bisher meinen „Strom herbekomme“ (bezahlen muss) überhaupt die Möglichkeit Strom gegen Vorkasse zu beziehen.

Der Link führt zu einem kritischen Artikel „Strom gegen Vorkasse: Experten raten ab“. Dort wir hauptsächlich das „Wider“ behandelt. Was dabei „außen vor bleibt“ ist das Problem in Familien, wo nicht alle einsehen mögen wie „genau man da eventuell hinsehen muss“. Wer sehen, wie viel kWh noch neudeutsch „prepaid“ (vorausbezahlt) sind, wird sich möglicherweise früher beschränken, als alle, die eher waren bis die Rechnung überfällig wird.

Nun meine eigenen Erfahrungen – nachdem klar wurde was ich opfern müsste um nach Ablauf des regulären Arbeitslosengeldes überhaupt in den „Genuss“ der „Arbeitslosenhilfe“ (so hieß das vor H4) zu kommen, habe ich alles was an Ausgaben vermeidbar war komplett aufgegeben. Genau Buch über alle Ausgaben geführt. Darunter auch und selbstverständlich, die Stromkosten / Verbrauch aufgelistet und eingespart wo immer es nur möglich war. Da ich schon sehr lange elektrisch heize, Brauchwasser erwärme, war das der härteste Teil. Mit viel Selbstdisziplin und einem „schönen“ Schuldenberg habe ich so die zwei Jahre bis zur (frühest möglichen) Altersrente überbrückt um dann noch lebenslang auf 18% der möglichen Altersrente zu verzichten.

Wer seine Ausgaben rechtzeitig mit seinen Einnahmen „in Einklang bringt“ sollte eigentlich der Normalfall sein. Wer in eine Notlage gerät sollte Hilfe erhalten – aber eben nur dann. Alle Argumente warum nun die Kosten ständig steigen, kann jeder gerne mal der „Einfachheit halber“ dem „Stiefvater Staat“ zuschieben und dann einfach die Allgemeinheit belasten.

In diesem „besonderen Fall“ - Stromkosten – ist der Sündenbock bereits ausgemacht. Die bösen Vorteilnehmer aus dem EEG sind selbstverständlich daran schuld. Wie blöd muss man sein um das zu glauben – ohne Überprüfung – ohne das geringste Wissen ?

Dumm regiert sich eben gut !

Doch was „könnten“ wir tun ? „Wir“ das sind alle die sich für EE einsetzen. Nun ja womöglich könnte man schon mal damit, das Problem bewusst zu machen eine Menge getan werden.

Was leider auch durch noch so wütende Kommentare (auf den gängigen ONLINE-Leserzuschriften) nicht berücksichtigt wird, die absolut nicht „unendlichen Energieressourcen“ werden weiter im Preis steigen und so wird nach und nach die Gruppe derer, welche davon betroffen ist – diese Zahlungen nichtmehr leisten kann – größer werden.

Im übrigen sind wir alle „Prepaid – Zahler“ nur die meisten nehmen das nicht wirklich zur Kenntnis – oder was sonst sind diese Vorauszahlungen wohl ? Mit einem „gewissen Kredit“ falls mal eine Zahlung ausbleibt. Das nun „verschärft“ über einen speziellen Zähler zu tun, scheint mir jedenfalls die bessere Lösung, als jährlich ~300.000 Haushalte zwangsabzuschalten mit zusätzlichen Kosten für eben jene die wenig Geld haben. Wer rechtzeitig weiß – hier ist trotz allem ein unvermeidbarer Engpass, wird sicher auch Hilfe erhalten können. Da Menschen ganz sicher nicht gleich im Sinne von individuellen Fähigkeiten sind – allenfalls auf Gleichbehandlung hoffen dürfen, mag es ja besser für einige sein, wenn jemand das erforderliche Geld für Strom direkt dort hin „transferiert“ wo auch ein legaler Anspruch besteht. Da wäre eine Chipkarte die zu nichts anderem als dem eigenen Zähler passt, gewiss ein Vorteil, ein Problem ohne Lösung das seit Jahren existiert.

Hier noch einige Links zum Thema :
Stromsparen mit dem Prepaid-Zähler 15. November 2012

Stromzähler mit Chipkartenabrechnung

Kommunale Energiewirtschaft : Wenn der Saft abgedreht wird 11.02.2013
An der Saar setzt man außerdem auf das Prinzip Vorkasse. In Völklingen haben die Stadtwerke
1 000 „Prepaid-Zähler“ installiert: Über Geldkarten oder Handys wird eine bestimmte Menge von Kilowattstunden vorab bezahlt. Können Kunden diese Summe nicht aufbringen, drohen dennoch Sperren. Die Variante Vorkasse könnte aber die Kalkulationen mit dem Haushaltsgeld fördern. In Merzig betreiben die Stadtwerke mehr als 100 Prepaid-Zähler, Neunkirchen nutzt diese Strategie ebenfalls.

Sparhelfer“ kommen ins Haus

Beim Modell „NRW bekämpft Energiearmut“ ist in einigen Städten auch die Caritas mit an Bord, die entsprechend geschulte Langzeitarbeitslose als „Sparhelfer“ bei Hausbesuchen einen „Stromspar-Check“ vornehmen lässt. Ähnliche Kooperationen zwischen Versorgern und Wohlfahrtsverbänden gibt es in anderen Bundesländern: Bei den Münchner Stadtwerken kommen ehrenamtliche Berater in die Wohnung, geben Tipps und verschenken ein „Starterpaket“, etwa mit LED-Lampen.

All diese Initiativen lösen das Grundproblem nicht: Explodierende Stromkosten überfordern viele Einkommensschwache. Bundespolitisch debattiert werden deshalb Sozialtarife oder eine Hartz-IV-Aufstockung. Mit kreativen Ideen können Stadtwerke aber in manchen Fällen Stromsperren vermeiden und so Betroffenen konkret helfen.


Sozialverbände: Stromzähler mit Prepaid-Funktion sollen Verbrauchern helfen 07.04.2013

Strompreise - 2500 Mahnungen pro Woche
vom 11. März 2009


mit interessanter Variante :
Die Ratsfraktion Die Linke will dem Problem jetzt mit einer Doppelstrategie beikommen. Geprüft werden soll zweierlei, wie gestern im Hauptausschuss beantragt wurde: ein an das Projekt "Cariteam" angelehntes Energiesparprogramm und der Einbau von Strombegrenzern und Geldkartenzählern. Letztere sind ein technischer Kompromiss zwischen den berechtigten Interessen der Stadtwerke und denen der Kunden. Strombegrenzer lassen nach Aktivierung, wenn der auf der Geldkarte gespeicherte Betrag aufgebraucht ist, nur noch eine geringe Strommenge durch, die für Beleuchtung, einen Fernseher und eine winzige Kochplatte reicht.
Ob und besonders wie das ausgegangen ist, drüber findet sich leider nix :roll:
Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum
Benutzeravatar
admin
Site Admin
 
Beiträge: 432
Bilder: 73
Registriert: Fr 7. Dez 2012, 21:10


Zurück zu Sparen aber wie ?

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron